Page 107 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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Inklusives Klettern für erwachsene Menschen mit Behinderung
Bis an die eigenen Grenzen gehen und manchmal sogar ein bischen weiter
Entstanden aus dem inklusiven Gedan- ken und dem Engagement der Kletter- trainer Dorothee North, Gudrun Kreutz und Carsten Ulrich sowie der Unterstützung durch Marcus Heyer vom Internationalen Bund, startete die Sektion Darmstadt-Starkenburg im März 2019 das inklusive Klettern für erwachsene Menschen mit Behinde- rung. Dabei übernahm unser Koopera- tionspartner, der Internationale Bund, ein Träger vielfältiger Angebote sozia- ler Arbeit, die Teilnehmeraquise. Schon nach kurzer Zeit traf das Inklusivklet- tern auf breite Zustimmung bei Interes- senten sowie bei Vertretern der Medien und rundete das Angebot der Sektion, welches 2016 für behinderte Kinder und Jugendliche initiiert wurde, ab.
Wie kam es dazu?
Das Klettern ist auch für Menschen mit Behinderung ein spannendes Sportan- gebot, das viele schon in der Schulzeit oder bei anderen Angeboten kennenge- lernt haben. Oft ist es durch die not- wendige Assistenz nicht einfach, einen Zugang zu bestehenden Gruppen zu finden, oder es fehlt an entsprechenden Angeboten in der Region.
Die Motivation, jeden dritten Samstag im Monat in der Zeit von 9 bis 12 Uhr das Klettern für erwachsene Behinderte im Kletterzentrum Darmstadt anzubie- ten, ist eine gelebte Inklusion für alle. Über die Zeit hat sich eine feste Gruppe etabliert, bestehend aus zehn motivier- ten Kletterern.
Das Klettern gibt ihnen die Möglichkeit zur intensiven Körpererfahrung, zu mehr Selbständigkeit. Und sie lernen, sich selbst und anderen zu vertrauen. Wer hängt schon sein eigenes Leben mal so eben an ein Seil und überlässt es einem Anderen? Ebenso erlernen sie spielerisch ohne Druck Kompetenzen, die sie auf ihren Alltag übertragen kön-
nen wie Kooperation, Kommunikation, Wagnis und Grenzerfahrung. Hier haben alle Zeit für den gemeinsamen Sport und genug Freiräume für Pausen, um zuzuhören, miteinander zu plau- dern, zu essen und zu trinken. Alle As- pekte sind ein sehr wichtiger Bestandteil der drei Stunden.
Und wie ist der Ablauf?
oder es durch Bewegungseinschrän- kungen nicht möglich ist.
Die Teilnehmer motivieren sich gegen- seitig, akzeptieren, wenn sich jemand nicht traut und nicht so hochklettert. Das gemeinsame Erlebnis in der Gruppe, beim Klettern und beim Kaf- feetrinken, das zusammen Spaß haben, den anderen vertrauen, hebt das Ange-
 InklusivKlettern Erwachsene. Foto: Dorothee North
Die Gruppe beginnt jedes Treffen mit einer Begrüßung und dem gemeinsa- men Aufwärmen, bei der sich jede(r) mit einer Übung einbringt. Danach geht’s ans freie Klettern, am Seil oder auch beim Bouldern. Bewegungen und Klettertechnik werden vermittelt sowie, ganz wichtig, ein Falltraining. Außerdem gibt es die Möglichkeit, dass ein Gruppenleiter mit einem Teilneh- mer parallel klettert, um Hinweise zu geben oder eine neue Technik zu zei- gen. Bei Bedarf wird ein Flaschenzug eingesetzt, mit dem der Kletterer nach oben gezogen wird, wenn er selbst nicht genügend Kraft einsetzen kann
bot in ein besonders Licht. Davon neh- men alle Beteiligten etwas mit und freuen sich auf das nächste Mal.
Da die Kletternden selbst nicht sichern oder nur mit Unterstützung, sind an dem Tag immer mehr Helfer notwen- dig. Und ohne die freiwilligen helfen- den Hände in der Sektion könnte dieses Angebot nicht stattfinden.
An dieser Stelle möchten wir DANKE sagen – allen ehrenamtlichen Helfer*innen und Sichernden!
Gudrun Kreutz, Carsten Ulrich
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