Page 6 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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 Liebe Freundinnen und Freunde der Berge,
die zehn Gründungsmitglieder, die in Darmstadt fernab des
Hochgebirges am 27. April 1870 die damals erst 12. Sektion
des Alpenvereins ins Leben riefen, konnten keine Vorstellung
davon haben, was aus ihrer Idee über 150 Jahre hinweg wer-
den würde. Weder quantitativ noch qualitativ – auch dass der
Alpinismus dereinst immaterielles Weltkulturerbe werden
sollte, war noch gänzlich undenkbar. Ganz konkret ging es
darum, für den in Mode gekommenen Bergtourismus Infrastrukturen im Sinne von Wegen und Hütten zu schaffen.
Fünfzehn Jahrzehnte später zählt die Sektion Darmstadt-Starkenburg zu den mitgliederstärksten Ein- heiten des Deutschen Alpenvereins und ist der größte Sportverein in unserer Stadt. Alleine dies wäre bereits bemerkenswert genug und mehr als ausreichend Anlass, die Darmstädter Sektion gesellschafts- politisch zu würdigen. Doch der Alpenverein ist viel mehr als nur eine Sportgemeinschaft. Er ist eine der wichtigsten Stimmen im Naturschutz in Deutschland und auch seine umweltpädagogische Funktion ist bedeutsam. Denn in den Alpen spitzen sich die Auswirkungen des Klimawandels wie in kaum einem anderen europäischen Naturraum zu – gerade im immer gletscherärmer werdenden Umfeld der Star- kenburger und Darmstädter Hütte, wo ich dies selbst schon beobachten durfte.
Die Sektion und der Gesamtverein sind darüber hinaus Orte der Inklusion und der Integration. Nach- dem sich der Deutsche Alpenverein als einer der Ersten offensiv und ohne Tabus mit seiner antisemi- tischen Geschichte von der Gründung bis 1945 auseinander gesetzt hat, zählen Toleranz und Weltoffenheit längst zu den Grundwerten, die von allen Sektionen, nicht zuletzt von der Darmstadt- Starkenburger, täglich gelebt werden. Das gilt auch nach innen. Denn die Sektion ist alles andere als eine homogene Einheit. Sie vereint Bergfexe, die Indoor und am Fels klettern, bouldern, mountain- biken, Ski- und Splitboardtouren gehen, bergsteigen, wandern, ja sogar gleitschirmfliegen. Nutzungs- und Verteilungskonkurrenzen bleiben da nicht aus. Anstatt diese aber auf die Spitze zu treiben, hat der Alpenverein eine Kultur des Ausgleichs und des gegenseitigen Verständnisses entwickelt – ein ech- tes Vorbild in einer Zeit, in der partikulare Interessen oft genug die Diskussion bestimmen.
Als Oberbürgermeister gratuliere ich der Sektion deshalb zum 150. Geburtstag. Ich möchte ihr aber auch ausdrücklich für die ehrenamtliche Arbeit danken, die im Verein täglich mit großem Engagement geleistet wird. Auf viele weitere Jahre unter dem Leitsatz „Wir lieben die Berge, wir schützen die Natur!“
Herzlichst
Jochen Partsch Oberbürgermeister
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