Page 46 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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  Durch die südliche Venedigergruppe
Unterwegs mit Uwe Bender und Franz Fischer
Die Wanderer, die auf Ihrem Weg durch das untere Maurertal an der Stoan-Alm vorbeikamen, trauten ihren Augen nicht. Auf der Terrasse saßen acht Bergsteiger, von großen Sonnenschirmen gegen den Niesel- regen geschützt, und ließen eine Runde Rotwein nach der anderen auftragen. Vom Outfit her hätten die acht aber besser auf einen drei- oder Viertausender gepaßt, als auf die Alm: Kunststoff-Bergstiefel, Gama- schen, Nordwandgesichter! Aber es waren nicht etwa Mitglieder des Männer-Gesangvereins „Harmonie“, die sich als Alpinisten verkleidet hat- ten, sondern die Teilnehmer der Sektionstour ins Venedigergebiet, die einen Schlechtwettertag zum Ausflug ins Tal genutzt hatten. Aber der Reihe nach.
Die Dorfkirche von Prägraten im be- schaulichen osttiroler Virgental war Treff- und Ausgangspunkt für die Sektionstour ins Venedigergebiet vom 22. bis 29. Juli 2000. Geplant war eine Durchquerung der südli- chen Venedigergruppe, ausgehend von der Eisseehütte. Schlußpunkt sollte die Clarahütte sein und dazwi- schen die Möglichkeit bestehen, ein paar Dreitausendergipfel mitzuneh- men, darunter mit dem Großvenedi- ger (3.674m) der höchste Gipfel der gesamten Gebirgsgruppe. Uwe Ben- der und Franz Fischer waren für Or- ganisation und Durchführung ver- antwortlich und machten sich mit sechs Teilnehmern an den Aufstieg zur Eisseehütte.
Schon bei der ersten Rast an der Boden-Alm drohte allerdings der erste personelle Ausfall. Nur mit ver- einten Kräften gelang es, den betref- fenden Teilnehmer aus der Nähe der drallen Kellnerin zu entfernen und zum Weitergehen zu überreden.
Sonntag früh ging es von der Eissee- hütte (2.500 m) – vorbei am Eissee – hinauf zum Wallhorntörl (3.045 m), dem Übergang zum Defreggerhaus (2.962 m). Aus dem Joch konnte un- schwierig die Weißspitze (3.300 m) erstiegen werden, gewissermaßen ein Dreitausender im Vorübergehen. Nach etwa fünfeinhalb Stunden rei- ner Gehzeit erreichten wir das De- freggerhaus, die „Startrampe“ für den Südaufstieg auf den Großvenediger. Trotz unsicherer Wetterverhältnisse starteten wir Montag früh um halb
Das war zwar erst am nächsten Tag geplant, aber das Defreggerhaus stellte sich als zu unpersönlich und ungemütlich heraus, als dass wir uns dort eine weitere Übernachtung antun wollten.
Das extreme Gegenteil erwartete uns in der Johannishütte (2.121 m). Als eine der ältesten Schutzhütten der Ostalpen war sie gerade vollständig renoviert und präsentierte sich wie neu.
Es fiel echt schwer, sie am Dienstag früh schon wieder zu verlassen. An diesem Tag stand nur der Übergang zur Essener-Rostocker-Hütte (2.208 m) auf dem Programm.
Bei angenehmem Wetter ging es zu- nächst in gut zwei Stunden hinauf
 Östliche Simonyspitze
Neun einen Gipfelversuch. Dichter Nebel und stürmischer Wind konn- ten nicht verhindern, dass wir um 11 Uhr oben waren. Die „Fernsicht“ reichte zwar nur bis zum Gipfel- kreuz, aber immerhin: Für einige Teilnehmer war dies ihr bisher höchster Gipfel.
Nach einem recht ungemütlichen Abstieg packten wir uns im Defreg- gerhaus zusammen und stiegen gleich weiter ab zur Johannishütte.
ins Türmljoch (2.790 m) und auf der anderen Seite in eineinhalb Stunden hinunter ins Maurertal, wo sich die Essener-Rostocker in landschaftlich großartiger Lage befindet. Hier zeigt sich der Nationalpark Hohe Tauern von seiner schönsten Seite.
Für Mittwoch war zwar ein Gipfel- tag geplant, aber in der Nacht hatte schlechtes Wetter eingesetzt und uns zur schon eingangs erwähnten Tal- wanderung animiert.
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