Page 25 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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städter den nahen Odenwald abdecken, findet ihr Vereinsleben ebenfalls schwerpunktmäßig in Darmstadt statt. Gleichwohl wäre der Aufstieg über 128 Treppenstufen ins, im 8. Obergeschoss in 24 m Höhe, gelegenen Turmzimmer, um eine Lawinenschaufel oder eine Wanderkarte auszuleihen, natürlich aller Bergsteiger-Ehren wert gewesen. Tatsächlich mangelt es auch den Star- kenburgern an praktischer Sektionsin- frastruktur. Das Heppenheimer Turm- zimmer wird bei Wanderungen und Festen, nicht aber im Tagesbetrieb ge- nutzt. Eine Geschäftsstelle am Steuben- platz in Darmstadt ist nur nach Vereinbarung geöffnet und Sektions- material ist direkt bei den Fachübungs- leitern gelagert.
Geklettert im Sinne des heutigen Alpin- und Sportkletterns wird in bei- den Sektionen von einer kleinen, aber stetig zunehmenden Zahl an Mitglie- dern, vor allem aus dem Jugendbereich. Seit 1985 hat bei den Darmstädtern eine Sportkletterjugendgruppe, aufge- baut von Eric Barnert, ihren festen Platz. Standortnahe Klettergebiete lie- gen vor allem im Odenwald und in der Pfalz. Die ‚AG Klettern und Natur- schutz Odenwald‘ und die ‚Odenwälder Kletterfreunde‘ erschließen und be- treuen die ehemaligen Steinbrüche Hainstadt und Silberwald sowie Schriesheim, Stiefelhütte und weiterer Lokalitäten. Die Kletternden sind Teil dieser „Community“ und sektionsei- gene Klettergebiete und -anlagen nicht in Sicht, von einem mobilen Kletter- turm und dem im Vergleich zu heute embryonalen Kletterraum der Darm- städter einmal abgesehen. Dessen Ein- richtung kann die engagierte Kletterjugend, nun unter der Ägide von Johannes Altner, dem Vorstand mit etwas Mühe „abschwätzen“; Klettern liegt im Trend. Geholfen hat sicherlich, dass einige Aktive bereits in Eigenregie einen Boulderraum in einem Keller in
der Jahnstraße eingerichtet hatten. Dem Drive, der damals herrschte, kann man auch heute noch nachspüren. Für die Nutzung des Kletterraums werden allerdings Termine vergeben und man holt sich den Schlüssel in der Geschäft- stelle ab; aus heutiger Sicht nahezu un- denkbar.Weitere Indoor-Kletterkapa- zität wird von beiden Sektionen in der Mehrzweckhalle des TV Groß-Zim- mern dazu gekauft. Der Artikel von Jo- hannes Altner in dieser Schrift (‚Mut zur Vision!) beleuchtet die Keimzelle des Darmstädter Sport- und Leistungs- kletterns zu dieser Zeit.
Auf dem Gelände eines aufgelassenen Buntsandsteinbruchs am Südrand des Dörfchens Heubach, südöstlich von Groß-Umstadt gelegen, hat sich eine Familie häuslich eingerichtet. Das etwas ungewöhnliche Wohnquartier war ursprünglich von einem ausge- bombten Zweig einer bekannten Darmstädter Unternehmerfamilie als Behelfswohnheim während des zwei- ten Weltkriegs eingerichtet und dann verstetigt worden. Neben einem Wohnhaus entstanden so mitten im - sehr - Grünen weitere Bauten, darunter ein Gewächshaus, ein Schuppen und ein Hundezwinger. Daneben gibt es eine Schmiede, einen Acker auf der Freifläche vor der Steinbruchwand, einen Teich und sogar einen Tennis- platz (auf dem es sich mittlerweile prima parken lässt). Kaum jemand kennt das Areal und vermutlich wissen nur ältere Heubacher noch von dem ehemaligen Steinbruch. Das wird sich ändern.
1997 wagt sich der Schatzmeister der Darmstädter Dr. Klaus Truöl mit dem Vorschlag zur Fusion der 1884 ge- trennten Sektionen aus der Deckung; Wiedervereinigungen scheinen in die- ser Zeit populär zu werden. Es wird Fühlung zum Vorstand der Starken- burger aufgenommen, dessen Binnen-
sensorik zur Frage ein gemischtes Bild ergibt. Der Starkenburger Vorsitzende Eckehard Günther bleibt trotz gele- gentlichem internen Gegenwind posi- tiv zur Fusion eingestellt und es folgen konstruktive, wenngleich nicht unbe- dingt allzeit geschmeidige Beratungen. Der ehemalige Vorsitzende der Darm- städter und heutige Ehrenvorsitzende Gerald Bachmann berichtet in dieser Festschrift (‚Die wundersame Ge- schichte der „drei“ DAV Sektionen‘) sehr schön über den langen Anlauf zur Fusion. Immerhin steht die „Frauen- frage“ – wenn man Umstände der Auf- spaltung aufgreifen mag – knapp 125 Jahre später wohltuenderweise nicht wieder im Zentrum des Problempanop- tikums. Nachdem 1998 viele Wider- stände überwunden scheinen und Einigung über eine gemeinsame Sat- zung und sogar den zukünftigen Sekti- onsnamen erzielt ist, kippt die Stimmung. Die für 1999 bereits ange- setzten außerordentlichen Mitglieder- versammlungen müssen prophylak- tisch abgesagt werden. Aus der ver- ständlichen Enttäuschung resultiert das vorläufige Versanden der Fusionsbe- mühungen.
2000-2004. Andere Aufgaben als die Wiedervereinigung der Sektionen tre- ten auf den Plan und absorbieren die Aufmerksamkeit und Kreativität der handelnden Personen. Die Kontakte zwischen beiden Sektionen bestehen fort, wenn auch auf kleiner Flamme. Der Keim der Wiedervereinigung aber ist gelegt, indem miteinander gearbeitet wurde und Vertrauen entstanden ist.
Bei den Darmstädtern wird das Unbe- hagen über die beengten und unprakti- schen infrastrukturellen Voraussetzun- gen immer greifbarer. Überlegungen werden vermehrt angestellt, wie Ab- hilfe geschaffen werden kann. Im Vor- stand tendiert man zu einem Sektionszentrum mit angeschlossener
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