Page 24 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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Dreiklangsdimensionen. Heubach - Fusion - AuK
Eine Retrospektive durch die Klettererbrille
Drei herausragende Ereignisse der letz- ten 25 Jahre prägen die Sektion Darm- stadt-Starkenburg und bestimmen das heutige Vereinsleben: der Erwerb und die Gestaltung des Freizeit- und Klet- tergeländes Heubach im Jahr 2005, die Fusion der seit 1884 separaten DAV- Sektionen Darmstadt und Starken- burg(-Darmstadt) im Jahr 2007, und der Bau des Alpin- und Kletterzen- trums (AuK) durch die dann bereits ver- einigte Sektion im Jahr 2009. Jeder dieser Meilensteine der Sektionsent- wicklung ist interessant genug, indivi- duell betrachtet zu werden. Es lohnt aber auch, den Dreiklang paralleler, vonei- nander abhängiger und sich gegenseitig bedingender Entwicklungen zu sehen.
Rückblende. Wir schreiben das Jahr 1995, die Sektion Darmstadt des DAV (fortan die „Darmstädter“ genannt) hat gerade das Jubiläum ihres 125-jährigen Bestehens gefeiert. Eine hübsche Fest- schrift ist aus diesem Anlass aufgelegt worden, die das Werden der Sektion mit ihren ca. 4.200 Mitglieder beleuchtet und über viele Details des Vereinslebens Zeugnis abgibt. Es lohnt auch heute noch darin mal zu blättern. Ähnliches gilt für die Sektion Starkenburg („Star- kenburger“), die 1984 ihr 100-jähriges Bestehen begangen und dies ebenfalls in einer kleinen Festschrift dokumentiert hat. Mit 1.400 Mitgliedern sind die Star- kenburger kleiner als die Darmstädter, aber nicht weniger rührig. Erstaunlich jedenfalls, dass eine alpenferne, „topo- grafisch gehandicapte“, mittelgroße Kommune wie Darmstadt zwei über hundertjährige Alpenvereinssektionen hervorgebracht hat. Das kann nicht mal München vorweisen, wie der damalige Vorsitzende des DAV-Hauptverbandes in seinem Grußwort zur Starkenburger Festschrift betont.
Im Jahr 2020 zählt die vereinigte Sektion mit Sitz in Darmstadt gut 12.000 Mit- glieder und repräsentiert den zweitgröß-
ten Sportverein in Hessen und den größten in Darmstadt. Sie feiert gerade das 150. Jahr ihres Bestehens, wenn auch leider aufgrund einer globalen Virus- Pandemie in sehr bescheidenen Rah- men. Ihre Alpin- und Bergsport- Aktivitäten sind so divers wie ihre Mit- glieder. Fast 70 Fachübungsleiter:innen, Trainer:innen und Betreuer:innen ma- chen Angebote in den Sparten Wan- dern, Bergsteigen, Klettern, Mountain- biken, Orientierung, Schneeschuhge- hen, Skitourengehen, Theorie, Höhen- bergsteigen, Familie und Spezielles. Mehr als zehn Kinder- und Jugend- gruppen werden von 26 Jugend- leiter:innen betreut. Daneben gibt es eine Reihe offener Wander-, Kletter-, Mountainbiking- und Familiengrup- pen. Geschäftsstelle, Bibliothek, Leih- material und Seminarräume sind im Stadtgebiet gemeinsam in einem mo- dernen Funktionsgebäude unterge- bracht, dessen Masse eine spektakuläre Sportkletterhalle beherbergt. Ein zwei- tes Zentrum des Sektionslebens bildet das „Kletter-und Freizeitgelände Heu- bach“ mit einem Selbstversorgerhaus und einem einzigartigen Klettergarten, das keine 30 Autominuten entfernt auf dem Gelände eines ehemaligen Stein- bruchs im nördlichen Odenwald bei Groß-Umstadt liegt. Eine Mittelge- birgshütte, die „FelsbergHütte“ bei Lau- tertal in der Nähe des Felsenmeers, bietet einen weiteren beliebten Stütz- punkt im nahen Odenwald. Nicht zu- letzt betreibt die Sektion zwei Hochgebirgshütten der Kategorie 1 in den Arlberger (Verwall) und den Stu- baier Alpen, und in Kooperation mit dem Verein „Odenwälder Kletter- freunde“ einen weiteren Klettergarten in Hainstadt.
Eine ziemlich beeindruckende Ent- wicklung.
1995 und die nächsten Jahre. Beiden Sektionen geht es gut, die Mitglieder-
zahlen sind stabil, das Vereinsleben geht seinen Gang. Es wird gewandert, auf Berge gestiegen, auch auf sehr hohe (siehe dazu auch den Beitrag “Expediti- onsbergsteigen” in diesem Heft), Ju- gendarbeit gemacht und Alpin- nachwuchs ausgebildet. Mountain- biken und Sportklettern werden zuneh- mend populär und letzteres beginnt, einem globalen Trend folgend, sich vom klassischen Bergsteigen zuneh- mend abzusetzen. Insbesondere der Nachwuchs drängt in die neuen Spar- ten. Die Infrastrukturen beider Vereine stecken jedoch noch, im Vergleich zu heute, in sehr kleinen Bergschuhen. Immer wieder muss improvisiert wer- den. Während die Starkenburger im- merhin seit 1930 ein Vereinsheim im wiederaufgebauten Burgfried der Star- kenburg bei Heppenheim ihr eigen nennen, zwängen sich die Darmstädter am Roßdörfer Platz im Hinterhof der Rosenapotheke ganz prosaisch mit einem Sitzungszimmer und einem 80 m2 Kletterraum in einigermaßen „kuschelige“ Räumlichkeiten. Biblio- thek und Leihmaterial sind aus Platz- mangel privat untergebracht und wandern mit dem Wechsel der jeweili- gen Amtsträger. Da die Sektionsräume tagsüber nicht besetzt sind, wird die Geschäftsstelle in inhabergeführten Läden von Sektionsmitgliedern betrie- ben. Über die Jahre wandert auch sie von der Adler-Apotheke in der Fußgän- gerzone, über den Alpinladen ins Moun- tain Magic, beide in Bessungen, von letzterem provisorisch zurück in den Alpinladen, und schließlich zu den Kleine Fluchten, wo sie ab 2003 ihr vor- letztes Domizil haben wird, zunächst in der Alexanderstraße, ab 2007 in der Magdalenenstraße. Eine Neben-Ge- schäftsstelle beherbergt über viele Jahre bis heute Horizonte in Groß-Umstadt.
Tatsächlich aber sind die Verhältnisse auch für die Starkenburger unpraktisch. Auch wenn sie stärker als die Darm-
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