Page 13 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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verein“ und eine neue, nichtparlamenta- rische Satzung nach dem „Führerprin- zip“ wurde eingeführt.
Nur wenige Sektionen wehrten sich, wie z. B. der Vorsitzende der D.u.Ö.AV- Sektion Düren, der an den Verwal- tungsausschuss des D.u.Ö.AV schrieb, dass er „jede Unterordnung unter die Füh- rung des Reichssportführers“ ablehne, er wolle nicht „Führer“ sein, sondern, wie schon seit 25 Jahren, Vorsitzender der Sektion.
In Darmstadt hingegen wurde im Juli 1933 ein neuer Vorstand in der Sektion Starkenburg gewählt, die im Jahr 1934 230 Mitglieder verzeichnete. Zur Er- innnerung: Am 2. Dezember 1884 hatte sich in Darmstadt eine zweite Sektion gegründet. Die Festschrift zum 50-jäh- rigen Bestehen der Sektion Starken- burg, auf die ich mich im Folgenden beziehe, erklärt, dass die neue Sektion gegründet wurde, da es
„Unstimmigkeiten über die Vereinsleitung“ und „insbesondere über die Frage, ob in dem Sektionsleben auch Belange gesellschaftlicher Art ... gepflegt werden sollen“
gab. Was haben die Ereignisse fünfzig Jahre zuvor mit dem Alpenverein wäh- rend des Faschismus zu tun?
Ein für mich bewährter Maßstab ist, wie sich die selbsternannten Weltenret- ter - alte oder neue Nationalsozialisten und Faschisten - zur Gleichberechti- gung von Frauen positionieren. Hieran erkenne ich häufig ihre Einstellung zu sonstigen sozialen Fragen. Schauen wir also nach, was unsere Bergfreunde hier zu sagen hatten:
„ ...und heute stellt die 230 Mitglieder starke Sektion Starkenburg eine Gemeinschaft dar, ... denen von einer gütigen Vorsehung die Liebe zu den herrlichen Bergen, Freude an kühner, männlicher Tat, Freude an dem Aufenthalt in des Schöpfers gewaltiger Natur in das Herz ge- senkt wurde.“
„Die Hauptversammlung am 7.1.32 beschloß gegen 3 Stimmen, dass einmal jährlich Damen an einer hierfür vorgesehenen Wanderung teil- nehmen dürfen.“
Im übrigen ist im Mitgliederverzeichnis des Jahres 1934 kaum eine Frau zu fin- den, was die These erhärtet, dass es die damalige Sektion Starkenburg war, die sich deshalb gründete, weil es Al- penvereinsmitglieder gab, die keine Frauen in „ihrem“ Verein haben woll- ten. Hier sind sie wohl, die „Belange ge- sellschaftlicher Art“, von denen der Autor der Festschrift, Ludwig Jochim, Bücherwart, im Brotberuf Reichsbahn- amtmann in Wiesbaden, spricht. Über- haupt war „man“ (ein sehr oft genutztes Wort in dieser Schrift) mit Ausgren-
zung nicht zimperlich:
„140 neue (Mitglieder) brachten uns die Jahre 1922 und 1923. Gegen diesen starken Zulauf wehrte man sich durch verschärfte Aufnah- mebedingungen und Einführung einer Auf- nahmegebühr sowie eines Hüttenunter- haltungsbeitrages.“
Noch deutlicher zeigen die folgenden beiden Textstellen auf, welche weltan- schauliche Position der Vorstand ver- trat und auf welcher Seite er stand. In der Chronologie zu den außerordentli- chen Hauptversammlungen ist unter „27.7.1933“ lapidar zu lesen:
„Gleichschaltung. Nur arische Mitglieder dür- fen aufgenommen werden. Führer und Bei- ratswahl. Dr. Heinrich Lautz (Stellver- tretender Vors.) bittet von seiner Wiederwahl abzusehen. Als Vereinsführer wird Cornelius Guntrum gewählt.“
Guntrum ist zu dieser Zeit bereits Mi- nisterialrat im Ruhestand, 1. Vorsit- zender seit 1925 und nach der Touren- liste ein alpiner Wanderer.
„Traurig und stolz zugleich waren wir über den Heldentod der 5 im Weltkrieg 1914-1918 für das Vaterland gefallenen Mitglieder. Bis zum 30. Januar 1933 schien es, als sei ihr Blut vergebens geflossen. Heute hat Dank der Tat- kraft und Entschlossenheit unseres Führers Adolf Hitler der Geist von 1914 wieder das ganze deutsche Volk erfaßt. Möge dieser Geist, wie es der in die Ewigkeit eingegangene Reichspräsident und Generalfeldmarschall von Hindenburg so sehnlichst gewünscht und erstrebt, uns für alle Zeiten erhalten bleiben.“
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