Page 116 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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Als in den 80er Jahren die ersten Klet- terwettkämpfe durchgeführt wurden, gab es nur eine Disziplin: Lead („Vor- stiegsklettern“, siehe Kletterglossar in dieser Schrift). Die Kletterer wurden vor schwierige Routen gestellt und wer am weitesten geklettert ist, gewann das Event. Die Wettkämpfe fanden vorerst am Fels statt, teils an extra neu er- schlossenen Sektoren, teils an komplett künstlich „gemeißelten“ Routen.
Noch zum Zeitpunkt der letzten Fest- schrift steckte der Wettkampf förmlich in den Kinderkletterschuhen. Recht schnell gab es dann auch Wettkämpfe an künstlichen Wänden mit Plastikgrif- fen, die heute die Regel sind. Die Dis- ziplinen Bouldern („Klettern ohne Seil in Absprunghöhe“, siehe Kletterglos- sar) und Speed („Klettersprint“, siehe Kletterglossar), letzteres zumindest in seiner heutigen Form, sollten erst ei- nige Jahre später ein Wettkampfformat bekommen.
Zurzeit dreht sich beim Wettkampf- klettern alles um die bevorstehenden Olympischen Spiele in Tokio. Dort
wird Klettern zum ersten Mal als Dis- ziplin vertreten sein. Um die drei klas- sischen Disziplinen Lead, Bouldern und Speed gemeinsam abdecken zu können, wurde die neue Disziplin „Olympic Combined“ entwickelt. Die Athleten müssen sich entsprechend in allen drei genannten beweisen. Es zählt somit nicht nur die Topleistung in einer Dis- ziplin, sondern auch die Vielseitigkeit und die Möglichkeit, sich innerhalb kürzester Zeit auf verschiedene Bean- spruchungen adaptieren zu können.
Mit Alex Megos und Jan Hojer wird auch Deutschland durch zwei Kletterer bei den Olympischen Spielen vertreten sein, sicherlich ein Ansporn für alle jungen Leistungskletterer.
Das „Olympic Combined“-Format hat sich weltweit auf alle Trainingsebenen ausgewirkt und spielt auch in der Sek- tion Darmstadt-Starkenburg eine ent- scheidende Rolle in den Wettkampf- gruppen.
Je nach Alter und Leistungsstand trai- nieren die Kinder und Jugendlichen bis
zu viermal in der Woche betreut im Alpin- und Kletterzentrum und regel- mäßig in umliegenden Hallen. Tradi- tionell liegt der Fokus im Winter auf dem Bouldern und im Sommer auf dem Lead. Speed verteilt sich über das ge- samte Jahr.
Für die Athlet:innen gibt es in jeder Disziplin mehrere Wettkämpfe im Jahr zu bestreiten. Zusätzlich kommen immer häufiger Combined-Wett- kämpfe vor. Die Wettkämpfe teilen sich hierbei auf zwei Serien auf. In jeder Disziplin gibt es mehrere Landesmeis- terschaften, an denen jeder interessierte Kletter teilnehmen kann. Über diese kann man sich für die Westdeutsche Meisterschaft qualifizieren. Für die Er- wachsenen gibt es dort wiederum die Möglichkeit, sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren.
Dieses Highlight der Saison fand 2018 bei uns in Darmstadt statt. In einer vol- len Halle kämpften die besten Athletin- nen und Athleten Deutschlands um den begehrten Titel. Unter ihnen: Hannah Vogel aus Darmstadt, die bei ihrer ers- ten Deutschen Meisterschaft souverän ins Halbfinale kletterte. Hannah hat für uns eine kleine Innenansicht ihrer Ein- stellung zum Klettern verfasst.
Für die Jugendlichen wiederum gibt es auf derselben Ebene die Deutschland- cupserie. Hier starten die besten Klet- terer eines jeden Bundeslandes. In jeder Disziplin gibt es zwei Wettkämpfe, über die das Gesamtergebnis und damit auch die deutschen Jugendmeister:in- nen ermittelt werden.
Ähnlich verläuft es auch auf internatio- naler Ebene: in jeder Disziplin gibt es mehrere Worldcups, über die die Welt- rangliste, damit einhergehend die Weltcupgesamtsieger:innen und die Startplätze für die jeweiligen Weltmeis- terschaften ermittelt werden.
Wettkampfklettern
 Annika in „Action“ in Meiringen. Foto: René Oberkirch
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