Page 72 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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 Seit Beginn des Alpinismus steigen auch Frauen auf Berge. Doch die Alpin- geschichte wurde von Männern geprägt und von Männern erzählt. Erste auf einem Berggipfel, vor einem Mann zu sein, war praktisch unmö glich. Daher konzentrierten sich die frü hen Alpinistinnen auf das Ziel „erste Frau“ auf dem Berg zu sein. Die frü hen Pionierinnen hatten mit großen gesellschaftlichen Anfeindungen zu kämpfen und Berge von Problemen zu bewältigen, bevor sie überhaupt einen Fuß auf einen Berg setzen konnten.
Ihre sportliche Leistung stand denen der Männer in nichts nach und allein für die Begehungen im bodenlangen Flanellrock gebührte ihnen Anerken- nung.
Um 1870 waren die höchsten Gipfel bestiegen. Um sich zu profilieren muss- ten andere Ziele her. Winterbegehun- gen und schwierige Routen waren der neue Anreiz. Auch hier mischten die Frauen von Anfang an mit.
Den ersten fü hrerlosen Frauenseil- schaften, den cordé es feminines konnte man in den Bergen um 1888 begegnen. Sie waren unterwegs bei Winterbege- hungen, in Nordwänden, auf Graten. Eine Sensation war die Ü berschreitung des Grépon von einer reinen Frauen-
seilschaft 1929. Dass diese Bergsportle- rinnen und ihre Namen kaum bekannt sind, kann also an ihrer Leistung nicht liegen.
Aktuell bekommen die „reinen“ Frau- enteams sehr viel mediale Aufmerk- samkeit. Wertschätzung ist immer
Da liegt das Problem aber vielleicht auch in den Funktionsprinzipien von Medien und Presse, und dem Wunsch nach Neuigkeiten, die entscheiden, was „von Interesse“ ist und über wen oder was berichtet wird.
Öffentliche Wahrnehmung
Frauen im Bergsport - eine Selbstverständlichkeit?
  gut und die sportlichen Leis- “Es gibt immer mehr starke Mädels die
tungen stehen auch hier
außer Frage. Anderer-
seits möchten Sportle-
rinnen aber oft nicht
diesen „Frauenbonus“, sondern ihre Leistung un- abhängigvomGeschlechtaner- kannt bekommen.
den Bergsport vorantreiben... Aber ausgeglichen ist
es immer noch nicht... Das Thema wird extrem gepusht undalleredenüberFrauenimBergsport.Abereigentlich wollen wir nicht speziell behandelt werden, sondern normal, wie alle...” Caro
  Ein interessanter Bei- trag hat uns von Anne Esser erreicht. Ihre Mutter, Anne Kreuzin- ger, war 1971 und 1974 Teil der Hessischen Grönlandexpedition unter der Leitung von Kurt Diemberger. In der Gruppe selbst hat sie sich als gleichbe- rechtigt erlebt. Mit der Darstellung ihrer Person und sportli- chen Leistung in der Presse war sie nicht so glücklich.
 Mitte der 80er waren es Magazine wie „Der Bergsteiger“ später dann die Zeit- schriften „rotpunkt" und „klettern“, in denen man auf perfekten Fotos gut aus- sehende, muskulos̈ e Menschen in spekta- kulären Felswänden bewundern konnte. Das war motivierend und bestimmt wurde dadurch das ein oder andere Trainingsziel gesetzt.
Mitte der 90er starteten in Deutschland das Internet und etwa zeitgleich auch die digitale Fotografie durch.
Unsere Sektion betreibt ihre homepage seit 1999 – weiterentwickelt und gepflegt übrigens von einer Frau (Doris I.).
Ab 2007 begann mit dem ersten Smartphone das Zeitalter der immer präsenten Möglichkeit, Fotos und Videos
zu machen und ab Mitte bis Ende der 2000er - Jahre wurden mit den neu ent- standenen Social-Media-Seiten auch die Plattformen für deren Veröffentlichung geschaffen und eine grundlegende Verän- derung der Medialen Öffentlichkeit be- wirkt.
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