Page 19 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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Alles begann im Jahr 1870, als in Darm- stadt einige Honoratioren die Alpen- vereinssektion „Darmstadt“ gründeten. Das war in der damaligen Zeit so üb- lich, denn wer aus der Welt der „Otto Normalverbraucher“ konnte es sich da- mals leisten in die Alpen zu reisen?
Und damit hatten wir die Nummer “1”! (Rein zeitlich gesehen.)
Die Sektion wuchs und gedieh. Aber nach einigen Jahren – man höre und staune – gab es doch tatsächlich Damen, die auch in den Verein eintreten woll- ten! Das war in der damaligen Männer- welt ein Schock. Aber das Thema konnte nicht beiseite geschoben wer- den, denn die jeweiligen Befürworter ließen nicht locker. Und damit kam, was leider kommen musste: Es wurde eine neue Sektion gegründet: und zwar die Sektion „Starkenburg“. Das war im Jahr 1874. Damit konnte sich jeder aus- suchen, ob er mit oder ohne Damen im Verein sein wollte.
Und damit hatten wir die Nummer “2”! (Auch wieder rein zeitlich gesehen.)
Dazu eine kleine Randnotiz: Als wir – meine Frau Beate und ich – wegen etli- cher Westalpentouren in den Schwei- zer Alpenclub eintreten wollten, mussten wir uns noch in den 1970er bis 80er Jahren eine Liste besorgen mit den Schweizer Sektionen, die Frauen auf- nehmen. Das wollten wir aus reiner Sympathie, denn wir hatten ja auch so Gegenrecht der UIAA.
Also waren unsere Alpenvereinssektio- nen schon relativ fortschrittlich.
Aber zurück zu den beiden Sektionen: Es war ja jetzt alles geregelt und die Grenze war gezogen. Aber es gab ja schon immer Grenzgänger bzw. den „kleinen Grenzverkehr“. Ab wann genau Frauen in beiden Sektionen ein-
treten „durften“, konnte ich leider nicht feststellen – im Krieg wurden viele Akten zerstört.
Natürlich gab es Freundschaften zwi- schen Mitgliedern der Sektionen. Aus unserer Zeit im DAV (seit 1972) war Frau Vogt-Guntrum in der Starken- burger Sektion auch bei uns eine be- kannte Person, die oft mit ihrem Dackel bei unseren Darmstädter Wanderun- gen mitging.
1997 kam dann endlich die Anregung für eine Wiedervereinigung. Und zwar vom damaligen Schatzmeister Dr. Klaus Truöl. In der Vorstandssitzung am 02.03.1997 und auch in der an- schließenden Sitzung mit dem Beirat fand der Vorschlag Zustimmung.
Und das war der Anfang!
Zuerst kamen Telefongespräche mit dem damaligen 1. Vorsitzenden der Sektion Starkenburg, Eckehard Gün- ther, in Gang und seine erste Aussage nach Rücksprache in seiner Sektion lautete, die Stimmung sei 50:50. Nun, das hieß ja nicht nein und so machten wir uns auf beiden Seiten an die Arbeit. Zum Glück wußten wir ja noch nicht, was da auf uns zukommen würde.
Zunächst war uns klar, dass wir einen Arbeitsausschuß brauchten, der alle Punkte dafür und dagegen sammeln musste. Klaus Truöl fragte schriftlich bei der Sektion Starkenburg nach; und dann köchelte die Sache auf beiden Sei- ten vor sich hin. Wie immer: Aller An- fang ist schwer.
Übrigens – wenn ich hier immer mal ins „wir“ oder „uns“ verfalle – dann finde ich es besser, als immer den sper- rigen vollständigen Namen der Sektion zu benennen.
Danach kam dann am Jahresende 1998 der erste Fortschritt bzw. Durchbruch.
Wir hatten drei Treffen mit den Vor- ständen und Schatzmeistern, auf denen schon die wichtigsten Fragen angespro- chen und geklärt wurden – soweit wir das damals überblicken konnten.
Im neuen Jahr 1999 bekamen wir auch vom Hauptverein die beruhigende Zu- sagen, dass das Gründungsjahr 1870 auch weiterhin gültig bleiben würde. Wir hingen doch alle an unserer Tra- dition als eine der frühesten Sektionen. Sonst könnten wir ja auch heute nicht unser 150. Jubiläum feiern!
Die Ehrenamtlichen sollten sich mit den entsprechende Partnern treffen und danach setzten gezielte Arbeiten ein: es wurde eine Satzung mit dem neuen Sektionsnamen „Darmstadt- Starkenburg“ ausgearbeitet.
Die Zuhilfenahme eines Anwalts vom Hauptverein und eines Darmstädter Notars ergab, dass für eine „Verschmel- zung“ – später „Fusion“ genannt – ein notarieller Vertrag notwendig sein würde
Die Zielkurve war in Sicht. Für den 28.10.99 wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung angesetzt. Die Zustimmung von Dreiviertel der An- wesenden war erforderlich für den er- folgreichen Beschluss.
Dann kam das dicke Ende: der 1. Vor- sitzende E. Günther gab bekannt, dass er die geplante Versammlung absagen muss. Er sah große Schwierigkeiten da sich in letzter Zeit eine einflußreiche Gruppe gegen die Fusion stellte.
Auf das böse Erwachen der Befürwor- ter folgte dann erst mal eine Stagnation und andere notwendige Maßnahmen erforderten die Aufmerksamkeit der Ehrenamtlichen. Trotzdem war die Enttäuschung groß. In den 7-8 Sitzun- gen war viel Arbeit geleistet worden.
Die wundersame Geschichte der “drei” DAV Sektionen
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