Page 38 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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Mit der Eröffnung der Ostwand am 18. August 2012 werden der Halle 380 m2 Kletterfläche hinzugefügt. Insgesamt stehen nun 150 Routen, mit 16 To- prope-Bahnen bei 1.631 m2 Kletterflä- che und einer lichten Höhe von beeindruckenden 17,30 m zur Verfü- gung. Der 350 m2 große Boulderraum konnte bereits am 7. Oktober 2010 er- öffnet werden. Das Heubach-Haus er- hält 2015 eine Thermosolaranlage und 2018 wird in ehrenamtlicher Arbeit das Dach begrünt.
Die Mitgliederzahl ist auf ca. 10.000 ge- stiegen. Mit einer letzten Sondertilgung des AuK-Bankkredits erhält die Sektion 2018 wieder fast vollständige finanzielle Handlungsfreiheit. Damit sieht auch der Vorsitzende Paul Goertz das Feld gut bestellt. Mit ihm zieht sich ein Per- son zurück, die viele Entwicklungen angetrieben hat und dem die Sektion ebenfalls großen Dank schuldet. Edgar Böhm übernimmt mit ruhiger Hand. 2018 ist das AuK erneut Austragungs- ort für Deutsche Klettermeisterschaf- ten. Sein 10-jähriger Geburtstag wird 2019 mit einem Fest begangen. Lange gehegte Wünsche für eine Außenklet- teranlage können von der neuen Sekti- ons- und Hüttenarchitektin Sabine Waldmann ab 2018 in Pläne, und bis 2020 in die Wirklichkeit umgesetzt werden.
Eine schwindelerregend große, gut 12.400 Mitglieder zählende DAV-Sek- tion Darmstadt-Starkenburg begeht im Jahr 2020 den 150. Jahrestag ihrer Gründung, Anlass dieser Festschrift. Das Problem des „topografischen Han- dicaps“ hat man offenbar gut in den Griff bekommen. Auch, indem man die Berge ein Stück weit zu sich geholt hat, freilich ohne sie zu ersetzen.
Ist nun alles paletti? Natürlich kann man fragen, ob alles richtig gelaufen ist. Wird Heubach tatsächlich querschnitt- lich genug genutzt? Hat die Fusion die erhofften Synergien gebracht? Waren die alten Sektionen nicht familiärer, der Umgang kameradschaftlicher und die Wege kürzer? Sind im AuK die ver- sprochenen Mehrwerte mit dem Hoch- schulsport entstanden, wieviel Alpin- Gesundheit und Kletterkraft entsteht
tatsächlich im Unifit? Hat eine Kletter- halle in dieser Größe sein müssen? Ist sie gar zu klein? Warum ist die Boul- derszene weg? Entfremdet das Plastik- Klettern vom Naturklettern? Und vielleicht am Wichtigsten: wie kriegt man die Schere in den Griff zwischen der Infrastruktur-intensiven, Zivilisati- ons-getriebenen Sport- und Wett- kampfkletterei und den natur- verbundenen Aktivitäten, die wenig mehr brauchen als einen Pfad, einen Fels, einen Gipfel?
Unbestreitbar ist, dass in den vergange- nen 25 Jahren von den handelnden Per- sonen Beachtliches, ja Großes geleistet wurde. Oft gescholtene und als „Tüme- lei“ belächelte kleinteilige Vereinsarbeit kann aus Funktionären Visionäre ma- chen und aus notorischen Einzelsport- lern Teams formen, die gemeinsam unglaublich viel erreichen können. Wohlverstandenes Eigeninteresse wird im Ehrenamt zu Gemeininteresse, das ein großartiges Erbe hinterlassen und nachfolgende Generationen entschei- dend prägen kann. Diesem Erbe ein kleines, nachlesbares Denkmal zu set- zen ist dieser Artikel gewidmet.
Dass die Klettererbrille und die Sozia- lisierung in der Darmstädter Alt-Sek- tion den Blickwinkel dabei etwas subjektiv „gebeugt“ haben, soll gewiß nicht zulasten anderer Vereinssparten, der Alt-Starkenburger oder der Leis- tung derer gehen, die sich so hervorra- gend um die Hütten, Hainstadt, Ausbildung, Jugend, Finanzen, Sekti- onshefte, Presse uvm. kümmern. Wan- derer, Bergsteiger, Mountainbiker, Wintersportler, Familien u.a. sind si- cherlich im Großen und Ganzen auch froh über die Möglichkeiten, die Heu- bach, Fusion und AuK eröffnet haben. Es mag pathetisch klingen, aber in der Retrospektive ist es beinahe unglaub- lich, dass diese drei, jedes für sich schon beeindruckende, Vorhaben von Ehren- amtlern neben Beruf und Familie paral- lel zueinander ins Werk gesetzt wurden. Das Potpourri im gleichen Zeitraum munter entgleister Projekte der öffentlichen Hand, die von „Profis“ verantwortet werden, schärft noch mal den Blick auf das Geleistete. Diese drei Vorhaben zusammen gestemmt zu
haben, war insgesamt gesehen ein Mordsschluck aus der Pulle für einen Verein ohne kommerzielle Abteilun- gen und hauptberufliches Manage- ment.
Nicht zuletzt bedeutet Vereinsarbeit aber nicht nur das Werk von wenigen Protagonist:innen, die besonders auf- scheinen, sondern die Leistung der Vie- len, der oft – und auch hier – Nicht-Genannten; bei ihnen wollen wir uns herzlich bedanken. Was sie im letz- ten Vierteljahrhundert gemeinsam für uns alle auf die Beine gestellt haben, ist schlicht großartig!
Erzählt von Uwe Zajonz, insbesondere nach Interviews mit Paul Goertz, Ilka Keller, Stephan Gumbart und Albrecht „Albi“ Haag; weiteren Gesprächen mit und Informationen von Doris Ihlefeld, Rolf Rainer Jakobi, Helge Kramberger, Martina Kramberger, Stefan Myrzik, Hannelore Schmidt-Täske und Harald Weitzel; unter „Fusions-bedingt“ par- tieller Anlehnung an ,Die wundersame Geschichte der „drei“ DAV Sektionen‘ von Gerald Bachmann (diese Schrift), und Nutzung vieler Beiträge und Pro- tokolle der Mitgliederversammlungen aus den Sektionsheften, insbesondere der Jahre 2002-2013.
Für die Bereitstellung von Bildmaterial und Dokumenten danken wir Paul Go- ertz, Pit Goettert, Doris Ihlefeld, Mar- tina und Helge Kramberger, Harald Männle, Mark Rohde, Boris Schmidt und Stefan Reisinger. Ein Dank fü r Bildredaktion und Bildlegendentexte geht an Doris Ihlefeld und Martina Kramberger
"Dreiklangsdimensonen" (1980), von Rheingold, Pioniere der elektronischen Musik.
Foto rechts:
2020. Die Außenkletter- wand, wird im Jubiläums- jahr eröffnet und erfreut sich großer Beliebtheit. Foto: Doris Ihlefeld
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