Page 35 - 150 Jahre Sektion Darmstadt-Starkenburg Festschrift
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Am 25. Juni 2008 erfolgt offiziell der erste Spatenstich auf der Lichtwiese unter Teilnahme von Vertreter:innen der TUD, des Landes Hessen, der Stadt Darmstadt und des Sektionsvorstandes. Die Planung ist beeindruckend: 500 m2 Grundfläche mit 1.100 m2 Kletter- wandfläche (zunächst) und 350 m2 Boulderraum, 200 m2 Foyer, Empfang und Bistro (gemeinsam genutzt mit SGZ), Werkstatt und Sanitäranlagen für den Kletterbetrieb. Das Raumpro- gramm des Sektions-(Alpin-)Zentrums umfasst die Geschäftstelle mit zwei Räumen für Büros, Bibliothek und Ma- terialverleih, zwei Seminarräume von insgesamt 110 m2 für 80 Personen, einen Jugendraum, und querschnittlich genutzte Lager. Für das SGZ geplant sind zusätzliche 100 m2 Trainingsflä- che, Sanitäranlagen und Sauna sowie die gemeinsame Nutzung des Foyers und der Seminarräume.
Als Paul Goertz und Stephan Gumbart am 24. Juli 2008 vor der, gefühlt, riesi- gen fertigen Baugrube stehen, be- schleicht die beiden durchaus die Frage: „Haben wir alles richtig gemacht?“, als die Dimension des Projekts zum ersten Mal physisch greifbar wird.
Weitere Kostentreiber tauchen uner- wartet auf. Unter anderem zieht das Bauamt die Zügel beim Brandschutz an, was zu Mehrkosten führt. Der DAV- Hauptverband verlangt eine Belüf- tungsanlage, um Mitarbeiter und Nutzer vor Feinstaubbelastung zu schützen. Und schließlich muss die Stahlbeton-Bodenplatte wegen Grund- wasserproblemen abgedichtet werden. Der Finanzplan muss erneut überarbei- tet und durch einen Spendenaufruf und vermehrte Eigenleistungen, z.B. bei Maler- und Dacharbeiten, im Korsett gehalten werden.
Am 15. August aber ist die Bodenplatte fertig gegossen, der Rohbau wird be- gonnen und schon am 17. Oktober wird Richtfest gefeiert, gefolgt von einem Tag-der-Offenen-Baustelle für die interessierte Öffentlichkeit. Das Hallengerüst in Holzständerbauweise steht am 29. Oktober, gefolgt vom Dach am 15. November. Kurz vor Weihnachten 2008 ist das Hauptge-
bäude geschlossen, während bereits am 1. Dezember das nun ‚Unifit‘ genannte SGZ in seinen erweiterten Räumen den Betrieb aufnehmen kann.
Über der für März 2009 anstehenden MGV brauen sich allerdings dunkle Wolken zusammen. Die Kosten sind weiter gestiegen und der vereinbarte Kreditrahmen ist ausgeschöpft. Zu allem Übel wird die Stadt Darmstadt kurz nach Baubeginn unter Finanz-Ku- ratel des Regierungspräsidiums gestellt und kann ihren informell zugesagten Zuschuss in dieser Höhe nicht halten. Wie hoch der Blutdruck der Handeln- den beim Eintreffen der Nachricht steigt, ist nicht überliefert; sie schlägt jedenfalls Wellen bis in die lokale Presse. Der Vorstand sieht zunächst nur die Lösung, die Finanzierungslücke durch einen Sonderobulus von einem Jahresbeitrag, wie schon zur Finanzie- rung Heubachs, auf alle Mitglieder um- zulegen. Im Vorwort von Michael Moneke zum Sektionsheft 2009/1 wird der Druck regelrecht spürbarbar, unter dem die handelnden Personen stehen; er schreibt gar von „Notausstieg ver- passt“ und „finanziellem White-out“. Nicht alle verstehen diesen gut gemein- ten, transparenten Ansatz von Selbst- kritik richtig.
Bis Dezember 2008 lichten sich die Wolken wieder soweit, dass kurzfristig eine außerordentliche MGV für den 16. Januar 2009 anberaumt wird, um den Antrag für die Umlage zurückzuziehen und das kritische Thema Baufinanzie- rung vor der regulären MGV abzuar- beiten. Mittlerweile hat der DAV-Hauptverband eine Erhöhung von Zuschuss und Kreditbürgschaft zu- gesichert und eine stark verbesserte Wirtschaftlichkeitsprognose abgege- ben, welche die Hausbank veranlasst, die Kreditlinie zu erhöhen. Auch die Stadt Darmstadt kann letztlich trotz knapper Kassen den Verein annähernd im avisierten Umfang unterstützen. Die ungewohnt hohe Teilnehmerzahl von 289 Mitgliedern zeigt aber, dass der Versammlung eine gewisse Brisanz in- newohnt. Letztlich wird die Revolution abgesagt und die Mitgliederversamm- lung folgt den Empfehlungen des Hauptverbands und den Vorschlägen
des Sektionsvorstands. Dieser darf nun den erweiterten Kreditrahmen in An- spruch nehmen, die ungeliebte Umlage ist vom Tisch.
Ende Januar 2009 ist die Fassenverklei- dung fertig und der Einbau der Kletter- wände beginnt. Mitte Februar sind bereits erste Routen geschraubt und der Torbogen ist rechtzeitig geschlossen zur ersten MGV im neuen Domizil am 27. März 2009. Dieses wird nach einem Namenswettbewerb nun ‘DAV Alpin- und Kletterzentrum Darmstadt‘ (AuK) heißen. Auch diese MGV verläuft friedlich, ein Antrag, der sich kritisch mit den Mehrkosten auseinandersetzt, findet keine Mehrheit. Der Vorstand wird entlastet und in allen Funktionen bestätigt; angesichts der Umstände kein ganz selbstverständliches Ergebnis. Am 28.und 29. März folgt der Pflicht die Kür mit einem Tag der Offenen Tür, umfangreichem Showkletter-Pro- gramm und der offizielle Einweihung des AuK mit über 1.500 feiernden Mit- gliedern. Am 30. März 2009 öffnet das AuK zum ersten Mal für den regulären Sektions- und Kletterbetrieb.
Es ist geschafft, wieder einmal!
Den bereits in der Planung beachtli- chen Investitionen, den Mehrkosten, den Zuschüssen von Stadt, Land und DAV-Hauptverband, den Sponsoren- mitteln und Spenden, und nicht zuletzt dem unermüdlichen, ehrenamtlichen Einsatz vieler Mitglieder steht schluss- endlich ein zentrales, funktionales und modernes Sektionszentrum im Stadtge- biet und eine spektakuläre Kletterhalle gegenüber. Sie wird Hessisches Landes- leistungszentrum und darf bereits 2009 ihr Potential als Ausrichter von Deutschen Meisterschaften unter Beweis stellen.
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